Historie

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1880 – das Spektakel beginnt!

Auftakt mit Militärkapellen

… mit Springbrunnen, Eisenbahn und Indische Halle

Als die „Vossische Zeitung“ am 23. April 1880 erwähnte, dass ein gewisser Gastronom Sternecker das „Etablissement“ übernommen habe, kam der Name Neue Welt erstmals nachweislich in Umlauf. Nur zwei Tage später kündigte dieselbe Zeitung das erste große Konzert an: Militärkapellen spielten auf. Auch getanzt haben die Berliner gerne, zum Beispiel auf dem „Ball champetrie“ – dem „ländlichen Ball“ – in einer großen Tanzhalle. Die Neue Welt in der Hasenheide hatte für das Volk vieles zu bieten: eine „Indische Halle“ mit exotischem Flair, eine große Teichanlage mit Springbrunnen und Kaskaden, Hippodrom und Freilichtmanege. Als besondere Attraktion galt damals eine elektrische Eisenbahn, die durch den Park fuhr. Der Erfinder und Industrielle Werner von Siemens hatte sie bereits 1879 auf einer Gewerbe-Ausstellung in Moabit vorgeführt.

1900 – Berlins große Amüsiermeile

Sommerfeste und jede Menge Theater

Ab 1900 wurde in der Neuen Welt auch Theater gespielt. Dies war durch den Bau eines großen Saals möglich geworden. Dieser neue Saal konnte fast zweitausend Personen Platz bieten. Was für eine Bühne! Nicht nur für Künstler, auch für politische Aktivisten: vor allem für die SPD und die Gewerkschaften. Zahlreiche Versammlungen und Kundgebungen wurden hier abgehalten. Aber auch Vereine und Verbände nutzten die Halle für Sommerfeste, Branchentreffen und Weihnachtsfeiern.

1905 – Frivoles Rixdorf mit „Musike“

Hier entstand Neuköllns Ruf als Berlins lockere Ecke

Durch den großen Saal mit seinen vielfältigen Möglichkeiten fand auch die gutbürgerliche Gesellschaft Gefallen an der Neuen Welt – sei es bei einem Besuch von Theateraufführungen, Ausstellungen oder Wettkämpfen aller Art. Doch der Ruf als Berlins lockere Ecke blieb Rixdorf erhalten. Über den heutigen Hermannplatz verlief in der Vergangenheit der Weg von Rixdorf nach Mittenwalde. Rixdorf war bis 1912 die alte Bezeichnung für den Berliner Stadtbezirk Neukölln. In einem Gassenhauer aus dem Jahre 1889 taucht dieser alte Name noch auf: „In Rixdorf ist Musike …“ Junge Männer mit Schiebermütze tanzten im alten Kaiserrreich so eng mit ihren Mädchen, dass von der damaligen Sittlichkeitspolizei die frivolen „Schiebertänze“ verboten wurde.

Roll

1910 – Bühne frei für das Vergnügen

„So varückt“ war Berlin

Bereits einige Jahre zuvor war mit dem Bockbierfest eine weitere Veranstaltung etabliert worden, die sich zum Publikumsmagneten entwickelte. Dabei wurde nicht nur kräftig „gepichelt“, sondern auch ein Wettbewerb um die schönsten Damenbeine ausgetragen wurde. Mit Prämierung! Marlene Dietrich singt später: „Nach meene Beene is ja janz Berlin varückt …“ 1910 wurde die Neue Welt noch weiter zum Vergnügungspark ausgebaut: mit Wasserrutschbahn, Marionettentheater, Fotoatelier und Wellenbahn.

1914 – Jubel, Jammer, „janz vorbei“

Lazarett statt lockeres Vergnügen

Während des Ersten Weltkriegs diente die Neue Welt als Lazarett. Waren die Deutschen anfangs dem Kaiser mit Jubel in den Krieg gefolgt, so kam spätestens 1918 der große Katzenjammer. Das war alles gar nicht amüsant, und auch mit der monarchistischen Herrlichkeit war es nun „janz vorbei“. Aus Berlins lockerer Ecke wurde das „rote Rixdorf“ – eine Hochburg der SPD.

1929 – Karstadt Kaufhaus entsteht

Ein Hauch von New York: Berlins Superkaufhaus

Seit 1929 hat die Neue Welt (oben links im Bild) einen bedeutenden neuen Nachbarn: das Karstadt Kaufhaus. Als es 1929 eröffnet wurde, war es das größte Warenhaus der Weimarer Republik. Das nach Plänen des Architekten Philipp Schaefer errichtete sechsstöckige Hauptgebäude mit seinen zwei markanten Türmen wird als ein Stilgemisch aus Neugotik und Expressionismus beschrieben. Es besaß 21 Rolltreppen, 20 Fahrstühle sowie ein 4.000 qm großes Dachgartenrestaurant. Beide „Giganten“ – das Kaufhaus und die Neue Welt – ergänzten sich ideal und machten den Hermannplatz zu einem der wichtigsten Plätze Berlins.

1945 – Ende mit Schrecken

Der 2. Weltkrieg war auch für den Hermannplatz eine grausame Zäsur

Geschätzte 500 Millionen Kubikmeter Trümmer hinterließ das Dritte Reich allein in Deutschland; davon entfielen 75 Millionen Kubikmeter auf Berlin. Auch das einzigartige Kaufhaus Karstadt wurde Opfer der Zerstörung. Von den 4,4 Millionen Berlinern lebten 1945 nur noch 2,8 Millionen Menschen in der Stadt.

1960 – Das Leben geht weiter

Anknüpfen an geliebte Traditionen

Ab den 1960-er Jahren hielten Beat, Pop und Rock Einzug in die Neue Welt. Unvergessen sind die Auftritte von Geno Washington, André Brasseur, Jimi Handrix, Udo Lindenberg und vielen anderen Stars und renommierten Gruppen. Unter den Politstars, die in der Neuen Welt auftraten, machte Rudi Dutschke im November 1966 Schlagzeilen, als er auf einem bayerisch gestylten Bockbierfest eine flammende Rede hielt. Im Frühjahr 1982 wurde die Neue Welt für zwei geschlossen, dann begann man mit der Renovierung. Das historische Erscheinungsbild ist in einigen Teilen bis heute erhalten.

1985 – Huxleys Neue Welt

Rollschuh-Disco, Supermarkt und Großkonzerte

Unter dem Namen Huxleys Neue Welt ging 1985 der Betrieb weiter: mit einem Supermarkt, einem neuen Saal, in dem fünf Jahre lang eine Rollschuh-Disco stattfand, und mit Großkonzerten mit bis zu 1.600 Besuchern. Auf dem historischen Areal der Neuen Welt wurde seitdem immer wieder gebaut, saniert; und es fanden Betreiberwechsel statt, die jeweils konzeptionelle Veränderungen mit sich brachten.

2012 – Veränderung ist Programm

Rollschuh-Disco, Supermarkt und Großkonzerte

Seit 2012 wird die Neue Welt von SABIV gemanagt. Seitdem werden Schritt für Schritt neue Zukunftsräume erschlossen. Damit steht SABIV in der Tradition einer langlebigen Immobilie, mit der viele Epochen deutscher Geschichte verbunden sind. Unter SABIV wird die Vielfalt der Angebote gepflegt. Die Neue Welt und das in Reichweite existierende Traditionskaufhaus Karstadt sind entscheidende Impulsgeber inmitten dieses verkehrs- und bevölkerungsreichen Teils von Berlin-Neukölln. Bei den weitreichenden Umgestaltungsplänen von Karstadt, die auch Auswirkungen auf das unmittelbare Umfeld der Neuen Welt haben werden, wirken die Berliner Bezirksämter und Betreiber kooperativ zusammen.